Warum ich QMB bin? Na ja, die anderen sind nicht schnell genug weggelaufen. Da bin nur noch ich übriggeblieben. Und ich konnte leider nicht nein sagen.

Qualitätsbeauftragter? Das ist ein bisschen euphemistisch. Ich würde mich als Dokumentenlenker und Korintenkacker vorm Dienst bezeichnen. 

Letzte Woche hat mein Chef zu mir gesagt, ich soll den Ball mal schön flach halten. Die nächste externe Prüfung kommt erst in einem Jahr und bis dahin will er nicht belästigt werden von dem QM-Quatsch.

coolZugegeben, nicht alle QMBs klingen so frustiert wie die oben zitierten. Leider aber ziemlich viele. Deshalb möchte ich all den vielen Qualitätsbeauftragten da draußen, die in der Regel einen ziemlich guten Job machen und in der Regel ziemlich wenig Wertschätzung bekommen, diesen Blogartikel widmen. Sie finden unter anderem Tipps für die eigene Psychohygiene und Anleitungen für das Überleben in einem häufig feindlichen Umfeld.smile

Der Alltag des Qualitätspersonals

Ich bekenne – ich bin hoffnungslos optimistisch, was das Thema Qualitätsmanagement angeht. Ich bin davon überzeugt, dass Qualitätsmanagement – richtig verstanden – helfen kann, in vielerlei Hinsicht. Unter anderem aus diesem Grund bilde ich seit vielen Jahren Qualitätsfachpersonal aus und weiter, um die wunderbaren Ideen des QM in die Welt und in die Organisationen zu tragen. Hoch motiviert und freudig erregt, bereite ich dann meine Lehrgänge vor und freue mich auf Austausch mit genauso begeisterten Menschen. Am Morgen des ersten Lehrgangstages sitze ich also strahlend und vom Thema beseelt auf meinem Stuhl und werde dann in der Auftaktrunde (Wer bin ich und warum bin ich hier?) Zeugin des angestauten Frusts des Qualitätsfachpersonals.

Warum es nicht schön ist, QB zu sein? Hier die häufigsten Nennungen

  • Ich bin als QMB unsichtbar, weil keiner so richtig weiß, was ich mache.
  • Ich bin der Depp vom Dienst, weil ich immer nur angelaufen komme, wenn irgendwas gemacht werden muss?
  • Alle ignorieren mich, keiner macht irgendwas.
  • Klar hab ich Ideen, wie man was besser machen könnte. Interessiert nur keinen.
  • Einmal im Jahr zum externen Audit bin ich die wichtigste Person im Unternehmen. 
  • Im Organigramm steh ich mittlerweile, wenn ich jetzt noch ein Türschild hätte, wäre Bombe.

Wie kommt man da raus?

Selbst wenn man jetzt den persönlichen Frustanteil abzieht, bleibt übrig, dass es insbesondere in den Branchen Bildung, Beratung, soziale Dienstleistung und auch Medien tatsächlich in der Mehrheit der Fälle so aussieht, dass Qualitätsbeauftragte …

  • kein Stundenkontingent für ihre Arbeit haben, sondern das QM quasi ehrenamtlich betreiben – das macht müde.
  • im Organisationsalltag wenig formale Durchgriffsmöglichkeiten haben, sodass sie nur durch Dauergrundsatzdiskussionen Mitarbeiter*innen überzeugen können – das macht mürbe.
  • häufig die einzigen sind, die wissen, was QM tatsächlich bedeutet – das macht einsam.
  • selten eine Fachausbildung haben und so nie so genau wissen, ob sie nun alles richtig machen oder nicht – das macht unsicher.
  • wenig Wertschätzung erfahren, weil auch Führungskräfte oft nicht wissen, was auf dieser Stelle tatsächlich geleistet wird – das macht unzufrieden.

In unseren Ausbildungen und Coachings arbeiten wir dann erstmal gemeinsam daran, ob es nicht doch irgendetwas gibt, vielleicht in sehr weit zurückliegender Vergangenheit, das sie gereizt hat, diesen Posten anzunehmen und eben nicht NEIN zu sagen. Irgendwo tief im Inneren der meisten QM-Fachkräfte glimmt nämlich das Feuer für die QM-Ideen Entwicklung, Innovation, Kundenorientierung und Verbesserung immer noch. In der Beschäftigung mit sich und der eigenen Rolle gelingt es dann häufig, doch wieder den Funken der Begeisterung zu wecken, der notwendig ist, um sich im eigenen Unternehmen neu zu positionieren. 

Reflexionsfragen für die erste Bestandsaufnahme

Das QM und Ich – Haltung

  • Was reizt mich an meiner Tätigkeit?
  • Wofür brenne ich im Zusammenhang mit QM?
  • Wofür trete ich an?
  • Wer erwartet etwas von mir?
  • Was davon kann oder will ich erfüllen und was nicht?
  • Wem hilft, was ich tue?

Meine Funktion und Ich – Rolle

  • Welche Rollen habe ich im Unternehmen?
  • Welche Rollen sind mir offiziell zugewiesen?
  • Welche Rollen habe ich ohne Auftrag selbst übernommen?

Meine Aufgaben und Ich

  • Womit verbringe ich meine Zeit im Zusammenhang mit QM?
  • Welche Aufgaben wurden mir offiziell übertragen? 
  • Was davon mache ich ohne offizielles Mandat?
  • Was von alledem mache ich gerne?
  • Was mache ich richtig gut?

Meine Ressourcen und Ich

  • Wie viel Zeit verbringe ich mit QM-Aufgaben?
  • Wer weiß davon?
  • In welchen Bereichen fühle ich mich sicher?
  • Wo fühle ich mich unsicher?
  • In welchen Bereichen könnte ich welche Unterstützung gebrauchen?